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Begeisterter Applaus für die Werkvolkkapelle aus Neumarkt – Auszüge aus dem Neumarkter Nachrichten von Katja Gutmann

Werkvokkapelle went USA

Es war im Frühjahr dieses Jahres, als William Hetzler, General Chairmann (Vorsitzender) der traditionellen Steuben-Parade in New York, bei einem Empfang der Stadt im Reitstadel die Werkvolkkapelle und die Schäfflertanzgruppe der Lammsbrauerei offiziell zur Teilnahme an der diesjährigen Parade einlud. Am Samstag nun erhielten die Neumarkter für ihren großen Auftritt in der Fifth Avenue begeisterten Applaus von tausenden Fähnchen schwenkenden Deutsch-Amerikaner.

„Das ist schon eine ganz besondere Ehre für uns und wir freuen uns wirklich“, sagte Konrad Sammüller, Vorsitzender der Werkvolkkapelle, vor dem Aufmarsch der rund 160 Gruppen mit weit über 10000 Teilnehmern. Dass William Hetzler sein Versprechen wahrmachte und die beiden Neumarkter Gruppen die Parade anführen durften, freute natürlich auch Oberbürgermeister Alois Karl, der die 200köpfige Delegation begleitete. Ein Banner mit der Aufschrift „ Neumarkt in der Oberpfalz grüßt New York“ erklärte den Zuschauern, woher Musiker und Volkstänzer kommen. Ehrengäste wie der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, „Grand Marsal“ Jon Roland – ehemaliger Nachrichtenmoderator bei den US Fernsehsender Fox und ebenfalls deutscher Abstammung – sowie Christoph E. Palmer, der baden-württembergische Europaminister und Vorsitzende des Europa Ausschusses des deutschen Bundesrates, lauschten zu Beginn der von der Werkvolkkapelle intonierten deutschen und amerikanischen Nationalhymne. Auch der jahrhundertealte Zunft-Tanz der Schäffler kam gut an.

Wie die Werkvolkkapelle ihre Musikinstrumente, hatten die Schäffler ihre Kostüme und Bögen im Gepäck. Die musste bei der Ankunft feinsäuberlich zerlegt und später wieder zusammengesetzt werden. Auch ihr Fässchen wurde im Flugzeug nach New York transportiert. Im musikalischen Reisegepäck hatten die Musiker unter Dirigent Martin Miess, Märsche, Polkas und Walzer – alles was auch bei deutschen Umzügen gespielt wird. Für die Steuben-Parade gab es aber eine ganz besondere Zugabe: „ Wir haben gehört, dass die deutschen Immigranten, die hier schon lange leben, ganz gerne Lieder zum Mitsingen hören, also haben wir unser Repertoire erweitert“, sagte Konrad Sammüller. Lieder wie „Rosamunde“, „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ und „Muss i denn zum Städtele hinaus“ wurden noch in Neumarkt einstudiert. „Wir hoffen, dass sie happy damit sind“, so der Vorsitzende. Und die Zuschauer dankten mit viel Applaus.

Auf ihren Sitzplätzen gegenüber der Ehrentribüne hatten die mitgereisten Neumarkter „Fans“ einen guten Überblick über den Aufmarsch hunderter Spielmannszüge, Schützenvereine, Volkstanzgruppen und Mitglieder verschiedener Freiwilligen Feuerwehren, die rund zwei Stunden die Straßenschlucht der Fifth Avenue entlang des Central Park hinauf zogen. 18 Gruppen waren aus Deutschland gekommen, aber zahlreich waren auch die deutsch-amerikanischen Vereine vor Ort mit dem Wagen der Prinzessin der Steubenparade samt Hofstaat. Mit Blitz und Donner hatte der Tag der Steuben-Parade für die Neumarkter begonnen. Beim Blick aus dem Hotelfenster trieben die Ausläufer des Hurrikans „Ivan“ ihr Unwesen. „Der Regen stand schräg“, sagte Hans Sturm. „Wir können bei jedem Wetter spielen“, hatte zwar Konrad Sammüller im Vorfeld erklärt. Aber die schönen dunkelroten Uniformen mit dem Neumarkter Wappen sollten nicht nass werden und die Schäffler Uniformen auch nicht. So mussten erst mal in aller Eile Regencaps besorgt werden, kein leichtes Unterfangen für 200 Leute. Neben 43 Musikanten und den 24 Schäfflern waren nämlich auch Ehefrauen, Mütter, Väter und Freunde mit angereist. Einige von ihnen saßen auf der Ehren-Tribüne und schwenkten schwarz-rot-goldene Fähnchen. Die vielen Schüler, die zur Werkvolkkapelle gehören, hatten von ihren Rektoren zum Schuljahresbeginn großzügig grünes Licht für eine Woche in Übersee bekommen: Völkerverständigung“ auf dem Lehrplan ist mindestens so wichtig wie Algebra und Aufsätze schreiben. Die Regencapes wurden für die gesamte Mannschaft noch rechtzeitig aufgetrieben. Dafür schaffte es die Gruppe nicht zum Gottesdienst in die St. Patricks Kathedrale, wo mit dem New Yorker Erzbischof Kardinal Edward Egan für ein gutes Gelingen (und besseres Wetter) gebetet werden sollte. Das schien etwas genutzt zu haben, denn ziemlich genau um 12.00 Uhr teilten sich die Wolken und ließen die Sonne durch. „Ich freu mich vor allem, dass Bloomberg sein Versprechen von Anfang der Woche gehalten hat und den Regen genau zum richtigen Zeitpunkt gestoppt hat. Er ist wirklich ein toller Bürgermeister“, scherzte Bill Hetzler gut gelaunt. Der Regen setzte erst wieder zur großen Freundschaftsparty unter dem Zelt im Central Park mit deftigen Bratwürsten, Sauerkraut und Bier ein. An der Stimmung änderte das jedoch nichts. Schließlich sind die Neumarkter nicht aus Zucker. Und sie hatten ja jetzt ihre Regencapes. Das Erlebnis auf der Fifth Avenue wollten die jungen Musiker nicht missen, auch wenn sie jetzt reichlich müde waren. „ Ich fand es ganz großartig“, sagte Thomas Schulze, der seine große Trommel dabei hatte. Max Haßfurter konnte ihm nur zustimmen.

Das einzige, was Michael Härteis auszusetzten hatte, war, dass er keinen „Pitcher“ (Maß Bier) abbekam. In den USA gibt es für unter 21-jährige keinen Alkohol. Auch wenn sie gerade die Fifth Avenue rauf marschiert sind. Gesetz ist Gesetz und Amerika ist Amerika.