Chronik

Neumarkter Tagblatt / Nachrichten Montag, 17. November 1986

"Eine der besten Kapellen überhaupt"

Festabend zum 20jährigen Bestehen – Anfangs nur
Refrain geblasen – Idealismus der Grundstein für den Erfolg

Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt vor 20 Jahren mußten sie den flotten Marschgalopp auf ein erträgliches Tempo reduzieren. Weil den 18 Gründungsmitgliedern für die Einleitung des Marsches damals noch das musikalische Verständnis fehlte, blies die Werkvolkkapelle bei einem ihrer Märsche im Gründungsjahr 1966 nur den Refrain. Heute spielen in der Werkvolkkapelle 55 gut ausgebildete Musiker, die neben den obligatorischen Märschen auch schwierige Opern-, Operetten- und Musicalmelodien und anspruchsvolle Ouvertüren beherrschen und die sich bei zahlreichen Blasmusikwettbewerben im nordbayerischen Raum längst einen Namen gemacht haben. Zum Leben in Neumarkt gehört die „Stadtkapelle“, wie Oberbürgermeister Kurt Romstöck die Werkvolkkapelle beim Festabend zum 20jährigen Bestehen nannte, genauso wie die Feuerwehren und Sportvereine. Bei der Jubiläumsfeier im Pfarrheim an der Saarlandstraße standen aber nicht nur Lobensreden und Ehrungen, sondern auch ein heiter-besinnlicher Rückblick auf die Entwicklung der Werkvolkkapelle in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf dem Programm.

Festredner Franz Dorner, selbst Gründungsmitglied, erinnerte an 18 musikinteressierte Anfänger, von denen keiner zuvor eine Trompete, ein Flügelhorn oder eine Posaune in den Händen gehalten, geschweige denn auf einem der Instrumente geblasen hatte. Selbst Kapellmeister und Dirigent Pfarrer Xaver Scheuerlein, mit dem die Werkvolkkapelle steht und fällt und der die musikalische Entwicklung fast allein beeinflußt hat, mußte sich alle Instrumente in mühsamer Eigenarbeit selbst beibringen. Der Autodidakt Scheuerlein war es auch, der beinahe alle Musiker – seit der Gründung waren es immerhin 150- ausgebildet hatte. Trotz des breiten Repertoires, das die Werkvolkkapelle inzwischen beherrscht, sind Kirchenlieder und musikgetragene Stücke zur Gottesdienstgestaltung noch heute ihr Markenzeichen geblieben. „Idealismus für die Musik“, zitiert Dorner Kapellmeister Scheuerlein, „ist der Grundstein für unseren Erfolg in den letzten 20 Jahren.“ Dorner vergaß nicht die Unterstützung der KAB, der Bürger von Pelchenhofen, der Eltern und der Pfarrei „Zu unserer Lieben Frau“ besonders in den Anfangsjahren hervorzuheben. Gemeinschaftsgeist und Kameradschaft waren zwei weitere grundlegende Eigenschaften, die den heutigen Erfolg möglich gemacht haben und die Werkvolkkapelle neben ihrem musikalischen Können auszeichnen. Die „Rotjacken“ erspielten sich bei diversen Kreis- und Bezirksmusikwettbewerben zahlreiche erste Plätze in der Mittel- und Oberstufe und gaben in Neumarkt vier umjubelte Festkonzerte.

Beim Jubiläumskonzert im März dieses Jahres zeigte die Werkvolkkapelle, wie sie nach 20 Jahren intensiver Arbeit und unzähligen Proben gereift ist. Dr. Adolf Eichenseer, Bezirksvorsitzender und Präsident des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB), lobte das uneigennützige Engagement der Werkvolkmusikanten und ihres Dirigenten Xaver Scheuerlein. Laut Dr. Eichenseer sei die Werkvolkkapelle eines der Aushängeschilder des NBMB im Bezirk Oberpfalz und eine der besten Kapelle überhaupt. Dr. Eichenseer zeichnete zusammen mit dem stellvertretenden NBMB-Bezirksvorsitzenden und Geschäftsführer Franz Mädler und NBMB-Kreisvorsitzenden Walter Bebié Kapellmeister und Dirigent Pfarrer Xaver Scheuerlein für 20 Jahre Dirigententätigkeit mit der goldenen Ehrennadel der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBV) aus. Für 20jähriges Wirken als aktiver Musiker bekam Scheuerlein die goldene NBMB-Ehrennadel verliehen. Mit der silbernen Ehrennadel des NBMB für 20 Jahre aktive Musiktätigkeit ehrte Dr. Eichenseer: Franz Dorner, Toni Eichenseer, Konrad Fersch, Martin Gärtner, Leo Hübl. Albert Kastner, Karlheinz Lipperer, Hubert Stigler und Hans Sturm. Seit mindestens zehn Jahren spielen Manfred Baier, Hans-Peter Bogner, Alois Dorner, Michael Endres, Joachim Feldner. Klaus Feldner, Michael Gärtner, Stefan Gärtner, Peter Grünbeck, Rainer Grünbeck, Oswald Gruber, Roland Hadwiger, Raimund Hofmann, Bernhard Hollweck, Herbert Hollweck, Wolfgang Karl, Thomas Kellner, Norbert Kerschensteiner, Siegfried Kienlein, Xaver März, Reinhard Maier, Fritz Meier, Gerhard Meier, Gerhard Meier, Franz Moosburger, Bernhard Pirzer, Gerhard Reindl, Konrad Sammüller, Ludwig Sippl, Richard Willjung, Rainer Zech, Josef Willjung und Norbert Fries in der Werkvolkkapelle. Sie wurden mit der bronzenen NBMB-Ehrennadel ausgezeichnet. Der KAB-Bezirks- und Ortsverband und die Pfarrei „Zu unserer Lieben Frau“ überreichten Kapellmeister Xaver Scheuerlein zum Jubiläum einen Scheck. Die Werkvolkkapelle dankte ihrem Dirigenten mit einem Präsent. Nach dem offiziellen Teil stand den Werkvolkmusikern die „Schlacht am kalten Buffet“ bevor. Die Kalorien konnten sie danach beim Tanz wieder loswerden. Zuvor unterhielten der Zauberer „Fabioso“ und eine Rock-n-Roll-Tanzgruppe die Werkvolkmusikanten und ihre Gäste.